Erleben Sie die umfangreichste 3D Ausstellung von ganz Berlin und Brandenburg, in der Kombination mit den Aktphotos ist es die größte Ausstellung in ganz Europa.
Ausstellungsstücke in Wechselausstellungen:
über 35.000 Stereobilder aus aller Welt ab 1850, mehr als 10.000 Aktfotografien ab 1850, über 3.000 davon in Stereotechnik, mehr als 250 Stereobetrachter aller Arten, genutzter Materialien und Formate, 120 Stereokameras mit zwei Optiken aus aller Welt ab 1860, viele Kleinbildkameras mit Stereo-Refraktor-Vorsätzen und viele Bildprojektionsgeräte.
25 Stereobetrachtungsautomaten ab 1860 von Alexander Beckers aus Philadelphia in den USA über die französischen Stereoautomaten zum Ende des 19. Jh. bis in die Neuzeit befinden sich in der Ausstellung und können teilweise sogar bedient werden zum selbständigen Betrachter der eingespeisten Stereobilder.
Wir haben ein interaktives Museum konzipiert, unsere „Schätze“ finden Sie in beschrifteten Schubladen und hinter Klappen, die sie je nach Wunsch öffnen dürfen. Viele Stereobetrachter können persönlich zum Studium der Stereobilder genutzt werden. Eine umfangreiche Bibliothek an Aktfotobänden lädt den Besucher zur Recherche einzelner Epochen und Stilrichtungen ein oder zum intensiven Kennenlernen ausgewählter Fotografen.
Da wir nicht ständig geöffnet haben vereinbaren Sie unter der Telefonnummer 033932 71131 einen Besuchstermin.
Ausstellungsstücke
Im Rahmen der Fotografen-Meisterprüfung entstanden 3D-Ansichten von Sammlungsgegenständen aus dem Jules-Richard-Museum.
Das Meisterstück von Karen Bartsch aus Berlin entstand 2021 und wurde von ihr durch weitere Aufnahmen im Jahr 2022 ergänzt.
Es ging im Meisterstück inhaltlich um die verschiedenen „Wellen“ der Popularität von 3D-Fotos, die sich durch alle Zeitalter der Fotografie zogen und
durch ihre jeweils technischen fotografischen Kameras und Betrachtungsgeräte abgebildet werden. Das Museum hat diese Epochen mittels der zahlreichen
Exponate hervorragend dokumentiert, die verschiedenen Ideen und Konzepte zur Umsetzung von 3D-Aufnahmen werden in den Fotos dokumentiert,
wobei hier längst nicht alles vorgestellt wird. Ein Schwerpunkt liegt natürlich auf dem genialen französischen Kamerahersteller Jules Richard, dem
Namensgeber des Museums.
Im Folgenden sind die 3D-Fotos als side-by-side zu betrachten.

3D_Museum Jules-Richard_Museum Lentzke/Fehrbellin_Deutschland
Die ersten 3D-Fotos waren Daguerreotypien (ab 1849).

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Wegen der langen Belichtungszeiten zu Beginn der Fotografie waren Stative unabdingbar. Sie waren immer aus Holz und leicht zusammenlegbar, dennoch sehr stabil.
Stereo-Landkameras montiert auf Stativen.
Als Objektive identisch geschliffen werden konnten wurden Kameras für Stereoaufnahmen mit zwei identischen Objektiven ausgestattet. Auf Aufbau von diesen Kameras konnte auch auf Tischen oder Sockeln geschehen.

3D_Museum Jules-Richard_Museum Lentzke/Fehrbellin_Deutschland
Die Landkameras und Stereoboxen dokumentieren die ersten 50 Jahre der Stereofotografie und konnten auch in der Natur oder in der Stadtlandlandschaft auf Stativen montiert verwendet werden.

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Innerhalb von Fotostudios wurden auch voluminöse Kamerakonstruktionen genutzt, die auf fahrbaren Untergestellen montiert waren.
Eine große Seltenheit zeigt dir nachfolgende Studiokamera auf, die alle um 1880 gängigen Fotoformate zur Ablichtung in einem Rückteil ermöglichte. Hinter der größten Klappe konnte eine Fotoplatte für das Vollformat eingelegt werden, in der nächst kleineren klappe das Halbformat, dann das Viertelformat und in der innenliegenden Platte das Achtelformat.

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Bei nicht sich bewegenten Motiven können Stereoaufnahmen auch durch seitliches Verschieben einer normalen Kamera mit einem Objektiv hergestellt werden
Dem französischen Konstrukteur Jules Richard gelang es als ersten um 1889 handliche Stereokameras zu konstruieren, die Aufnahmen in den Größen 4,5 x 10,7 cm und auch 6 x 9 cm erlaubten. Später kreierte er noch weitere Kameratypen mit dem Bildformat 7 x 9 cm. Alle Typen wurden zuerst als handgefertigte Modelle aus Messing hergestellt und später als maschinell gefertigte Kameraserien in großen Stückzahlen auf den Markt gebracht und in großen Stückzahlen verkauft. Er entwarf auch für seine Kameraentwicklungen umfangreiches Zubehör wie z. B. sehr durchdachte Kamerataschen aus Leder mit extra Fächern für die Wechselmagazine. Er entwickelte Nahaufnahmevorsätze, Sonnenblenden und auch Drahtauslöser und Selbstauslöser mit diversen Zeiteinstellungen. Die ersten Kameras konnten nur mit Einzelplatten bestückt werden, später gab es auch Wechselplattenmagazine für alle Plattengrößen und nach der Einführung des Rollfilmmaterial zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch Magazine für Rollfilme.
Jules Richards Produktpaletten reichte über das Fotomaterial hinaus bis zu Betrachtungsgeräten für einzelne Stereopositive bis zu Betrachtungsautomaten in unterschiedlichen in unterschiedlichen Konstruktionsarten, später bis zu Projektionsgeräten.

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Seinen geschäftlichen Interessen folgend entwickelte und vertrieb Jules Richard erst Kopierrahmen, später auch Kopierautomaten, die aus den Negativplatten positive Glasplatten schufen, die für eine Betrachtung notwendig sind. Er entwickelte auch ein Vergrößerungsgerät für Stereobildhälften, die er als Monobilder als Postkarten drucken ließ und die sehr oft auch auf dem Postweg verschickt wurden.

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Die von Jules Richard erstellten positiven Kontaktkopien von Stereoaufnahmen wurden in großer Anzahl für seine Betrachtungsautomaten angeboten und verkauft. Für die Betrachtungsautomaten gab es sogar hölzerne Transportkisten im unteren Teil für den Automaten, darüber getrennt die Aufbewahrung der Magazine mit den Stereoplatten.

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In geselliger Runde wurden damals gern Stereobilder betrachtet, insbesondere von Reisen wie auf diesem Stereofoto in einem Gründerzeitwohnzimmer beim Licht einer Petroleumlampe.

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Die Zeiten und Moden änderten sich später zum Jugendstil, auch hier konnte dies gesellige Tradition mit neuen Geräten fortgesetzt werden, nun schon bei elektrischer Beleuchtung der Räumlichkeiten und mit den elektrifizierten Hilfsmitteln aus dem Hause Jules Richard.

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Im Laufe der Jahre änderten sich auch die Bauweisen der Objektive. Die ersten Objektive hatten jahrzehntelang keine Blendenstufen. In einen Schlitz hinter den Linsen mussten in beide Optiken Metallplatten mit gebohrten Löchern je nach Lichtverhältnissen paarweise eingesteckt werden. Später wurden in beiden Objektiven eine drehbare Scheibe montiert, die je 4 bis fünf Blendenwerte enthielt und die je nach Lichtverhältnissen vor die Optik gedreht werden konnte. Erst am Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Lamellenverschlüsse entwickelt, die die sofortige Einstellung jedes Blendenwertes ermöglichte. Um Fehler bei der Einstellung möglichst zu vermeiden wurde die Einstellung beider Blendenwerte meist gekoppelt.

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Nach dem ersten Weltkrieg kreierte Jules Richard die „Verascope F40“. Hiezu musste nicht nur die Kamera als Kleinbildkamera entwickelt und gestaltet werden, sondern auch das notwendige Zubehör, wie z.B. eine Zuschneidemaschine zur Trennung des Filmmaterial in Einzelfotos, die Rahmen für die Stereodias und eine Diaprojektor, der großformatig die Stereobilder auf die Leinwand werfen konnte. Außerdem mussten Brillen für die Betrachter entwickelt werden, die für das linke Auge und auch für das rechte nur einen Teil der Bilder dem Betrachter erkennen ließen.

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Auch auf Wanderungen und Reisen und beim Sport hielt die Stereokamera verstärkt Einzug, erst als Plattenmodell, später dann auch mit Filmmagazinen.

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Weil die Fotografie zu Beginn nur in Schwarz-/Weiß-Technik möglich war begannen viele Fotografen, die vorher oft als Maler gearbeitet hatten ihre Fotos zu kolorieren, Dies geschah entweder mit Retuschefarben auf der Frontseite des Fotos oder auf einem durchscheinenden Hintergrundpapier mit Deckfarben. Hierbei musste allerdings auch das Fotopapier sehr dünn und durchsichtig sein, hierdurch wurde Stereobilder sehr anfällig und oft zerstört. Lichteffekte wurden erreicht indem das Foto oft mit Nadelstichen im Fotopapier Lichtsignale suggerierten.

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Ein sofort beliebtes Sujet waren von Beginn an alle Arten von Aktfotogra-fien, die ein sehr einträgliche Geschäftsmodel gewährleisten. Hierbei gab es das Problem, dass der Fotograf sich nicht namentlich nennen durfte, da diese Fotos von der Zensur verboten waren. Dennoch waren sie in allen gut situierten Kreide der Gesellschaft sehr beliebt. Es gab alles: künstlerisch gestaltete und ästhetische Aktmotive bis hin zu derben und oft pornogra-fischen Aufnahmen.
Aufgrund der umfangreichen Beschäftigung von Jules Richard mit der Aktfotografie umfasst die Sammlung des Museums auch eine große Anzahl sowohl von Stereoakten als auch von Monoakten. Darüber hinaus besitzt das Museum eine umfangreiche und internationale Sammlung von Aktbüchern aller Stile und Zeit-Epochen. Auf dem nachfolgendem Foto ist der Museumsgründer Peter Maria Stajkoski abgebildet bei der Durchsicht einiger Fachbücher aus der Aktfotografie.
Zu Beginn des 20, Jahrhunderts wurde eine neue Darstellungsweise für Stereobilder entwickelt, die sogenannten Anaglyphen. Im Museum befinden sich auch hiervon viele Exemplare in Wandtafeln und in Großprojektionen drei Anaglyphen als Raumteiler mit den historischen Abbildern dreier Räume aus dem ehemaligen Berliner Schloss.

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Eine weitere Idee für eine preiswertere Betrachtungsmöglichkeit entstand in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts in Deutschland. Neben seinen Stereoskopen hat Willi Winter aus Leipzig 1907 das Stereopan herausgebracht. Es war eine Art Stereoskop-Ersatz und bestand aus einer Bildhalterung mit Hohlspiegel in dem das eingesteckte Bild stark vergrößert wurde. Laut Beschreibung waren „Winters Stereopane“ Ersatz für Stereoskope und ermöglichten plastisches Sehen beliebiger Bilder, Photographien und Ansichts-Postkarten. Diese Firma konstruierte und baute etwas später auch das PANTOSKOP mit dem durch eine große Sammellinse ebenfalls Bilder aller Art vergrößert betrachtet werden konnten. Später wurde auch ein PANTOSKOP mit STEREOSKOP gefertigt, hiermit konnten auch echte Stereobilder betrachtet werden.
In den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts gab es eine Neuentwicklung für die Kleinbildkameras und erbrachte große Umsatzzahlen, die Entwicklung eines Stereostrahlenteilers. Fast alle großen Kamerawerke brachten diese Vorsatzgeräte für ihre Kleinbildkameras und entsprechende Betrachter auf den Markt. Es wurden auf dem Kleinbildfilm von 24 x 36 mm zwei Halbbilder von 24 x 18 mm erzeugt, die ebenfalls einen guten stereoskopischen Eindruck vermittelten und einfach projiziert werden konnten. Zum Betrachten waren lediglich Polbrillen notwendig. Alle Bildpaare mussten jedoch das Hochkantformat nutzen.
Ungeachtet der Politischen Systeme wurde die Stereofotografie weltweit weiterentwickelt sowohl mit Hilfe des Strahlenteilers oder auch als Mittelformatkamera wie bei der russischen Kamera mit dem Namen Sputnik, die in riesiger Anzahl gefertigt und auch verkauft wurde, da diese sehr preiswert war.
Neben den echten Stereofotoapparaten wurden auch gekoppelte und individuell zusammengebaute Monokameras als Stereokamera genutzt. Diese Kameragespanne hatten sogar den Vorteil dass die Stereobasis erweitert werden konnte. Dies konnte einen verbesserten und erweiterten Einsatzbereich in der Stereo-Landschaftsfotografie ermöglichen.
Viele Entwicklungen fanden in der Stereofotografie zeitgleich statt, wie z. B. die Nutzbarkeit als Stereokamera zur Doppelbilderfassung und nach Verschieben einer Optik oder nach dem Austausch der Doppelobjektivplatte mit einem Einzelobjektiv als Panoramafotoapparat.
Einen Einblick in das Jules-Richard-Museum vermitteln die nachfolgen Fotos, teilweise ohne oder auch mit Besuchern beim Betrachten der Fotos bzw. beim Anblick einer Stereovorführung.
Die letzte analoge Stereowelle verschaffte dem „Viewmaster“ eine ungeheure Popularität und Verbreitung. Die eigentliche Erfindung, jeweils sieben Bildpaare diagonal auf einer Bildscheibe zu montieren, soll ein deutscher Orgelbauer gehabt haben. Dieses System wurde von vielen Ostblockländern unter eigenen Namen herausgegeben. Diese Systeme sind in 2 Vitrinen zur vergleichenden Betrachtung ausgestellt.
Zum guten Ende erlauben wir uns noch den Spaß den Gründer dieses Museums Ihnen in einer unendlichen Spiegelversion darzustellen.